Die Glockenbachsuiten, das Park-viertel Giesing, das Justizzentrum?

nicht auf unserer Resignation!

Die Stadt befindet sich in einem Zustand der ständigen Veränderung. Auf der einen Seite äußert sich diese Umstrukturierung in einem kontinuierlichen Wandel der Bewohnerstruktur, der mit der Aufwertung der Viertel in Hinsicht auf das Image einhergeht, dem schließlich eine bauliche Veränderung folgt. Eine solche Veränderung kann aber auch aus einer zuvor durch beispielsweise Polizei, Politik, Ämter etc. eingeleiteten baulichen Aufwertung und Änderung resultieren. In diesem Dauerzustand des Wandels mit seinen schleichenden oder fließenden Entwicklungen können offensichtlichere, größere Bauvorhaben eine sprunghafte Veränderung bedeuten oder sogar das Startsignal für weitere Verdrängung, Mieterhöhung und Umstrukturierung darstellen. Wie beispielsweise ein neues Einkaufszentrum in einem Teil der McGraw-Kaserne(in Giesing) oder das Parkviertel Giesing (eine Art Luxusviertel im Viertel), die der gesamten Umgebung ihren Ruf und Austrahlung aufdrücken. Ebenso wie die Glockenbachsuiten und das Seven verkünden, dass die Innenstadt schon lange eine Gegend darstellt, die reicheren Bewohnern und Konsumenten vorbehalten ist. Und auch wie das Justizzentrum am Leonrodplatz ein Eingriff oder weiterer Einschnitt in unsere sowieso schon nicht vorhandene Fähigkeit uns und unsere Umgebung selbstzugestalten ist, ist es auch eine weitere Institution, die uns zu Ruhe und Untergebenheit ermahnen soll. Bei solchen Projekten ist dieser Prozess der Aufwertung und Verdrängung nicht mehr zu verschleiern und müsste selbst für die Naivsten und Gutgläubigsten als Angriff auf uns zu erkennen sein.

Die Aufwertung und Umstrukturierung der Städte sind Teil der Entwicklung, die das gesamte Gebiet der Herrschaft und des Kapitalismus, den selbigen Zwängen unterwirft und die Oberfläche des Planeten nach seinen Funktionen und Bedürfnissen gestaltet. Seine Logik des Arbeitens, Konsumierens und Gehorchens soll also zum allgemeingültigen Gesetz werden, mithilfe der architektonischen Möglichkeit den Lebensraum wie ein Gefängnis zu formen und der Fähigkeit die lebendigen Glieder nach diesen Bedürfnissen zu dressieren. Auf dieser Grundlage kann in guten Zeiten der Grad der Mitbestimmung und -gestaltung sehr hoch liegen, wogegen es in Perioden der sozialen Unruhe ins Gegenteil umschlagen kann. Somit ist dieses ganze Spiel, das wir tagtäglich mitspielen in seiner Natur immer unterdrückend und somit auch jede städtische Veränderung und jedes Bauvorhaben, weil es sich immer entlang dieses herrschenden Projekts orientiert, unterdrückend und ein offenkundiger Beweis für unsere Unfähigkeit uns selbstzubestimmen.

Vielleicht ist es der Mangel an Senisbilität und die verbreitete Abstumpfung, die uns verwehrt die verschiedenen Projekte an den unterschiedlichen Orten und die überall stattfindenden Prozesse in Verbindung miteinander zusetzen, ihre Relevanz und Auswirkung auf uns selbst zu erkennen. Kurz, unsere Unterdrückung und Betroffenheit in der Situation der anderen wiederzufinden.

Nur weil wir nicht mit einem spezifischen Bauvorhaben vor unserem Wohnzimmerfenster konfrontiert werden, schließt uns das nicht von Stadtumstrukturierung, Mieterhöhung und Verdrängung aus. Diese Prozess umfassen die gesamte Stadt, sei es in Form baulicher Veränderung, Luxussanierung, Bau von Eigentumswohnunen, Ausbau der Überwachung, Ausdehnung des Nahverkehrs, Zunahme von (Polizei-) Kontrollen, Säuberung der Fassaden, Begrünung der Straßen,…

Wenn wir gegen die Glockenbachsuiten oder die Parkstadt Giesing randalieren, dann nicht nur weil uns der Anblick dieser monumentalen Hässlichkeiten der Architektur (die scheinbar zum Trend der modernen Architektur geworden sind) anwidert. Den Bau des Justizzentrums zu sabotieren macht für uns nicht bloß Sinn, weil uns besseres für die Fläche einfällt oder wir schonmal die Anklagebänke füllten, sondern auch deswegen, weil jede unserer Beziehungen, Handlungen und Gedanken zuerst in die Uniformität des Gesetzes gepresst werden muss, um die Berechtigung zu erhalten straffrei zu existieren. Aber auch weil jeder Aspekt und Bereich unseres Lebens, auch unser Umgang mit den genannten und allen anderen Bauvorhaben durch Gesetze genormt, verwaltet und bestimmt wird.

Die Glockenbachsuiten, das Parkviertel Giesing und das Justizzentrum sind bereits beschlossene Sache, sie sind durch die zuständigen Insitutionen und Ämter, sowie die Politk gegangen und bereits bei den Architekten auf den Tischen gelandet und als Befehle und Aufträge bei der schützenden Polizei und den Sicherheitsdiensten angekommen.

Es wird uns immer gesagt, wir könten nichts mehr daran ändern, und es ist tatsächlich so, dass aus dem weitreichenden Angebot an erlaubten Mitteln keines dahin führen wird, wohin wir wollen. Deswegen muss es unser Schritt sein die Mittel neu und selbstzubestimmen.

Weil es keine Partei, Gewerkschaft, noch irgendeine andere Organisation gibt, die uns nicht wieder in unsere eigene Unterwerfung integrieren will, liegt die Möglichkeit und Perspektive im Vertrauen auf die eigene Kreativität, Initative und Autonomie.

Weil alle bekannten, uns gebotenen Mittel nichts mehr an den gefallenen Entscheidungen ändern und nur eine weitere Entfremdung bedeuten, liegt im Angriff, der direkten Äußerung unserer Verweigerung und Ablehnung, der Konfrontation – der Schritt, der es ermöglicht uns über das bekannte Trauerspiel der Aufopferung, Resignation und Vereinnahmung zu tragen.

Und letztlich, weil alle unsere Vorbereitungen, aber auch unsere Mut zur Spontanität im Sande verlaufen, wenn wir nicht selbst entscheiden, wie, aber vorallem wo und wann wir handeln. Es ist also unsere permanente Konflikthaltung, der Wille und die Fähigkeit überall zusein, die uns die Wege eröffnen, um uns selbst Ausdruck zu verleihen, um das zu schaffen, was wir wollen, und die Konsequenzen aus dem Gesagten zu ziehen.

Sie können nicht auf unsere Resignation bauen!