Anderswo: Zwangsräumungen in Berlin

Viele von uns kennen das; wir sind auf der Suche nach einer Wohnung, aber die Mieten scheinen unbezahlbar, zumindest für die meisten von uns. Viertel wie Haidhausen, Au oder die Maxvorstadt, sind den Reichen vorbehalten. Die Stadtaufwertung in München ist schon seit Jahren im Gange, auf den Straßen ist von einer Rebellion der Menschen gegen die Mieten, ihre Immobilienmakler und Büros und die Reichen Eigentümer schon seit langem nichts mehr zu sehen. Sanierte Altbauten reihen sich aneinander, genauso wie die darin wohnenden reichen Eigentümer und wohl ständigen Mieter. Ja, in München scheinen das alle so hinzunehmen, dass die Stadt den Reichen überlassen wird und diejenigen, denen die nötigen Mittel fehlen, an den äußersten Rand der Stadt verdrängt werden. Weil Geld die Welt regiert und überall versucht wird das größt mögliche Kapital aus allen möglichen zu schlagen, dabei Menschlichkeit nur all zu gerne mal vergessen wird, bleibt München keine Ausnahme. Aber wo Menschen aufgrund der Profitlogik in unserer „heilen“ Welt ihren Wohnraum und sogar ihr Leben verlieren, verlieren manche Menschen die Geduld und den Willen sich damit abzufinden und sich weiterhin befrieden zu lassen.

Berlin,

neben Luxussanierungen, Privatisierungen und schicken Neubauten, zum Profit der Reichen auf Kosten der Armen, gibt es in Berlin ca. 20 Zwangsräumungen täglich. So erging es, am 9 April, zum Beispiel auch Rosemarie aus Berlin, die ihre Mietschulden selbstständig nicht mehr rechtzeitig begleichen konnte. Obwohl sie mit 67 Jahren und einem schlechten Gesundheitszustand, auf ihre Wohnung angewiesen war, war der Vermieterin die Kohle wichtiger als das Leben und lies Rosemaries Wohnung zwangsräumen. Zwei Tage nach der Zwangsräumung verstarb Rosemarie.

Was in München jedoch stillschweigend akzeptiert wird, á la „ja mei, so ist halt das Leben, da kann ich auch nichts dran ändern“, trifft in der Hauptstadt noch auf Widerstand. Da wo sie wiedereinmal einen neuen Luxusbau aus der Erde ziehen wollten, wurde dem frischen Beton des Fundaments über Nacht von einigen Unzufriedenen ein Wasserbad gegönnt. In einer anderen Nacht besuchten ein paar Leute einen neuen Luxusneubau eines verhassten Immobilienbüros und hinterließen dort die besten Grüße mit Hammern und Farbe und ließen zusätzlich das Dixi-Klo davor in Flammen aufgehen. Ein anderes mal wurde ein bisschen Müll vor einem Einzugs-bereiten Luxusneubau mit Eigentumswohnungen angezündet. Die Flammen griffen auf das Baugerüst und die schicke neue weiße Fassade über, wodurch sich der Einzug der ersten Bewohner auf erst mal unbekannte Länge verzögert hat. In der ein oder anderen Nacht wurden auch den Büros der Verantwortlichen selber solche Besuche gemacht. Weil sowas auch ganz schön in die Hose gehen kann, findet man zum Beispiel auf der Internetseite berlinerliste.noblogs.org alles mögliche über solche Aktionen, dass man natürlich aufpassen muss um keinen Stress mit den Bullen zu kriegen. Wenn man also einen Plan hat, sei es einem Immobilienbüro einen nächtlichen Besuch zu machen oder den Bau eines neuen Eigentums-, Luxusbaus zu verhindern oder zu verzögern, dann ist es wichtig Leute zu finden denen man vertraut, sich mit denen den Ort vorerst genau anzuschauen (sind da Kameras, gibt es Sicherheitspersonal, etc. Damit man auch zügig davon kommt und alles reibungslos abläuft, auch schon mal den Fluchtweg und das Fortbewegungsmittel bestimmen und wer was macht (natürlich ohne dabei die eigenen Ängste und Grenzen außen vor zu lassen). Und weil die Bullen auch ohne weitere Probleme die DNA oder Fingerabdrücke feststellen können, sollten auch alle Materialien, Mittel und die Umgebung so sauber wie möglich sein.

Um sich nicht einfach kampflos zu ergeben und die Wut nicht einfach hinunter zu schlucken gibt es die verschiedensten Möglichkeiten sich zu wehren und anzugreifen. Auch Demos finden statt und im Falle eine Zwangsräumung halten zumindest einige Menschen zusammen und Blockieren das Vorhaben. Es gibt also tatsächlich noch Leute die sich nicht alles gefallen lassen und auch mal auf der Matte stehen wenn es Nachbarn an den Kragen geht, das hat was von Solidarität, ein Wort dass in München schon beinahe Vergessen ist. Höchstwahrscheinlich liegt es daran, dass in Berlin die Zwangsräumungen seit ca. 2 Wochen ausgesetzt haben und die Immobilienmakler langsamer machen.

Ach übrigens, brüsten sich die stolzen Firmen des Kapitals, Freunde der Reichen und der Verdränger der Armen sich AUCH inmitten von München nur allzu gerne mit riesigen Plakaten auf Baustellen. Niemand ist alleine mit seiner Wut im Bauch.

Wir freuen uns über den Widerstand auf den Straßen Berlins.