Baubeginn des Justizzentrums

Wer mit offenen Augen durch die Straßen geht und seine Erinnerungen nicht über Bord wirft, kann das Trauerspiel nicht übersehen: Um den Anforderungen eines attraktiven Standorts für Investoren, Profit-Geier, Touristen und herziehenden Yuppies gerecht zu werden, wird die komplette Stadt einem massiven Umgestaltungsprozess unterworfen. Unzählige Aufwertungs- und Neubauprojekte und maßlos steigende Mieten bewirken die Deplatzierung ganzer Nachbarschaften und somit die Verdrängung eines lebendigen und kritischen Gedächtnisses für die stattfindenden Veränderungen. Die Stadt wird verändert um die Bewohner der Stadt zu verändern:

Wir sollen ein braves Schäfchen in mitten der schweigenden Herde sein, das nichts von den laufenden Prozessen wahrnimmt… nicht bemerken, wie die steigenden Mieten mit immer mehr Kameras und Polizeipatrouillen, Kontrollen in Bus und Bahn, dem Verschwinden des sozialen Lebens auf den Straßen und Plätzen und dem Ausbau eines kolossalen staatlichen Knast-und Justizapparates einhergeht. Der Bau des Justizzentrums in Neuhausen ist die Speerspitze dieser repressiven Aufrüstung – neben lokalen Auswirkungen der Baustelle (Polizei-und Securitypräsenz, Baulärm und -verkehr, Aufwertung etc.) wird er vor allem mehr Verurteilungen und Strafbefehle in kürzerer Zeit bedeuten. Es wäre fatal diese Zumutung mit der gewohnten Gelassenheit und Ohnmacht hinzunehmen ohne auch nur einen Finger zu krümmen. Das Justizzentrum wird am Leonrodplatz errichtet, doch diejenigen, die an diesem Bau mitwirken, sind in der ganzen Stadt verteilt und lassen sich in jedem Viertel finden. Es liegt an uns den Fuß vor die Haustür zu setzen, zu zeigen, dass wir die laufenden Veränderungen sehr wohl aufmerksam wahrnehmen und dafür zu sorgen, dass die, die diese Stadt in ein Freiluftgefängnis verwandeln, nicht unbeschadet davon kommen…

…das wird sie teuer zu stehen kommen!