Mut und Justiz

Mut zu haben bedeutet eine Entscheidung zu treffen, die mir zur Folge richtig und notwendig ist, und sie zu Ende zu bringen, mit allem, was notwendig ist um sie zu realisieren. Und wieso ist eine Entscheidung zu treffen und sie zu Ende bringen – mit allem was sie verlangt – eine Frage des Mutes? Wird uns Mut nicht meistens als eine Qualität von abenteuerlustigen Helden des Fernsehens verkauft? Aber es sind Helden und Abenteuer, die keinen Halt in der Realität haben.

Und was, wenn wir über Mut reden würden und uns auf die Realität beziehen, wo jede unserer Aktionen unter der wachsamen Lupe der Justiz, also der des Staates passiert, die selbe Justiz die uns sagt, was richtig und was falsch zu tun ist, die selbe Justiz, die diejenigen verurteilt, die die vorgebauten Pfade verlassen, die für uns gelegt wurden. Nun, in diesem Fall finden wir uns mit uns selbst konfrontiert, mit den Entscheidungen, die unsere Ideen mit sich bringen und dem Mut, den diese benötigen um nicht leerer Dissens zu bleiben, sondern um als Handlungen Form anzunehmen.

Die Gerechtigkeit sollte ein persönliches Konzept sein, das uns in Richtung unserer Entscheidungen führt. Jeder von uns hat seine Ansicht darüber, was wir für richtig oder falsch halten. Die Justiz – als Gesamtheit von Strukturen, Menschen und Gesetzen – stattdessen, erkennt das individuelle Ermessen nicht an, welches das Ende dieser Welt bedeuten würde. Sie hat das Ziel den jetzigen Stand der Dinge zu verteidigen und zu erhalten: All das gerät in Konflikt mit meiner Konzeption der Gerechtigkeit, mit meiner Verweigerung meine Unterwerfung unter Staat und Justiz zu akzeptieren.

Ich weiß, dass das juristische System existiert, weil wir alle es akzeptieren und uns nicht widersetzen, und es somit zulassen. Die Unvereinbarkeit der Justiz mit meinen Ideen, bringt mich dazu zu entscheiden zum Angriff überzugehen. Die Unentschiedenen könnten das falsche Problem aufkommen lassen, wie es möglich ist eine Sache anzugreifen, die fest in den Köpfen der Menschen wurzelt und in ihrer Erscheinung nicht zu greifen ist. Es ist offensichtlich, die Resignation, die die „inkonsistenten Massen“ plagt, ist nicht anzugreifen – im materiellen zerstörerischen Sinne. Das aber, was getan werden kann, ist die Strukturen und die Menschen, die die Justiz und den von ihr stammenden repressiven Apparat materiell realisieren, anzugreifen.

Was die Mittel betrifft, die es anzuwenden gilt, in einem Kampf gegen die Justiz, denke ich, dass es keinen anderen Weg gibt, als ihn mit illegalen Mitteln zu kämpfen, Mittel, die nicht ihr gehören, die mit ihr nichts gemein haben. Weil, wenn die legalen Mittel, diejenigen sind, die sie erlaubt, sind die illegalen, die mit ihr kollidieren.

Unsere Aktionen sind mit der Bedeutung und Richtung aufgeladen in die sie zeigen, und so auch unsere Mittel, die wir entscheiden anzuwenden. Die Legalität zu wählen, bedeutet den Staat nach einer Abstimmung über seine eigene Abschaffung zu fragen. Selbst wenn das möglich wäre, würden wir uns vor einem unüberwindbaren Widerspruch befinden: wir würden ihn legitimieren, seine Autorität anzuwenden. Die Verweigerung des Staates und des Gesetzes realisiert sich selbst in unserem alltäglichen, konstanten und reproduzierbaren Aktionen, Aktionen, die sich selbst in einem direkten Weg ausdrücken können und nicht durch die Personifikationen des Gesetzes (Politiker, legale Vereinigungen etc.) oder von ein paar simplen Idioten, die an ihn glauben, rekuperierbar sind.

Um konkret zu werden: Hier in München gibt es das geplante Projekt der Konstruktion des Justizzentrums. Somit, ist es etwas greifbares und angreifbares. Der Bau des Justizzentrums und alles, was ihn umgibt (Baufirmen, Architekten, verantwortliche Politiker, etc.) ist ein guter Anfangspunkt, ein konkreter Versuch um Mut zu ergreifen und sich zu entscheiden zum Angriff überzugehen.

Ein nach Mut ewig Hungriger