Anderswo: Operation Ardire – Ein Jahr später

Am 12 Juni 2012, stürmten die Bullen an die 40 Wohnungen und Häuser in beinahe ganz Italien.

Unter dem Namen Operation Kühnheit (Operazione Ardire) verhafteten sie 8 Personen, zwei weitere Personen die jeweils in Deutschland (Gabriel Pombo da Silva) und der Schweiz (Marco Camenisch) seit längerem in Haft sitzen, sind ebenfalls betroffen. Insgesamt wird gegen 24 Personen unter dem Paragraphen 270bis (terroristische Vereinigung mit umstürzlerischem Ziel) ermittelt. Auch sind teilweise inhaftierte Anarchisten der CCF (Conspiracy of cells of fire) in Griechenland auf der Abschussliste des italienischen Staates. Die Vorwürfe beziehen sich auf eine vermeintliche Mitgliedschaft in der FAI/FRI (feradration anarchica informale) und einige ihrer Angriffe seit dem Jahr 2009. In den folgenden Monaten kam es in Italien zu etlichen weiteren polizeilichen Operationen, die ebenso wie im Fall der Operation Ardire aus den Ergebnissen von jahrelanger Totalüberwachungen angebliche Mitgliederlisten, Gruppenkonstellationen und terroristische Vereinigungen konstruieren. Im Zusammenhang mit all diesen staatlichen Repressionsschlägen kam es zu etlichen weiteren Verfahren, Vorwürfen, Hausdurchsuchungen und Verhaftungen gegen dutzende Rebell_innen.

“Diese elende Welt, aus der wir nicht ausbrechen können, ist dabei, vor unseren Augen zu zerfallen. Und wenn sich die Luft mit Spannungen füllt, dann reicht ein kleiner Funke, um eine Explosion auszulösen. Dies ist, wieso der Staat heute gezwungen ist, einen jeden niederzuschlagen, der ihn angreift, in einigen Fällen sogar jene, die es mit Mühe wagen, ihm für seine schlechte Verwaltung Vorwürfe zu machen. Denn jeder Protest, und sei er noch so banal, ist ein Zündholz, das sich entflammt. Und keine Regierung, keine Partei ist imstande, den Wind zu kontrollieren.” – (Solidarisches Plakat aus Italien)

Der Staat kann seine Infragestellung nicht dulden und wenn einige ungezähmte Feinde der Herrschaft ihren Hass und ihre Ideen eines anderen Lebens trotz alledem ganz unbekümmert und schamlos in die Welt posaunen, kann er das nicht auf sich sitzen lassen. Egal ob in Chile, Italien, Griechenland oder Berlin – wenn der Staat seine Anti-Terroreinheiten ausrücken lässt, tut er dies um seine Kraft zu demonstrieren, um seine Muskeln spielen zu lassen und die Ununterworfenen zu isolieren, zu brechen und zu knebeln. Wenn wir uns für den Kampf gegen diese soziale Ordnung entscheiden und es an allen Ecken dieses Planeten am brodeln ist, müssen wir alle damit rechnen in die Kerker und Verließe dieser Gesellschaft verfrachtet zu werden. Unabhängig davon was jede_r einzelne von uns im speziellen sagt oder tut, holt der Staat zum Rundumschlag aus und zielt dabei nicht auf vereinzelte Individuen, sondern auf eine kollektiv entwickelte Gefährlichkeit einer Bewegung und gemeinsame Kämpfe, deren Wellen weit über den Personenkreis einiger weniger hinaus schlagen.

“Was bleibt also zu tun? Es bleibt der Wille, dieses tödliche und ungerechte Bestehende zu bekämpfen. Es bleibt die Entschlossenheit von jenen, die kämpfen, um die Kette der Normalität zu durchbrechen, die das Leben von allen und jedem erstickt. Es bleiben die Kämpfe, die es immer weiter zu führen gilt, jeder mit den Mitteln, die ihm am besten entsprechen. Es bleibt die Solidarität mit den Gefährten und allen Rebellen.” (Weiteres Solidarisches Plakat aus Italien)

Ein Jahr später… immer noch sitzen fünf der in diesem Kontext verhafteten Anarchist_innen im Knast und

der italienische Staat beantragte die Auslieferung des mittlerweile nach Spanien verlegten Gabriel Pombo da Silva.

Ein Jahr später… der Angriff ist nicht weniger notwendig geworden.

Ein Jahr später… und wir lassen uns noch immer nicht vorschreiben wie wir zu handeln haben.