Bei Autoritäten sehen wir rot!

Dieses Flugblatt tauchte in den Straßen und U-Bahnen Münchens auf:
Es ist 8 Uhr morgens und wir kaufen uns ein Ticket um uns in die überfüllte U-Bahn quetschen zu dürfen und schließlich durch einen dunklen Tunnel zur Arbeit, Schule, Uni oder Arbeitsamt transportiert zu werden. Seit dem 9. Dezember wirkt sich dieser tägliche Weg, den wir auf uns nehmen müssen, wieder einmal mehr auf unseren Geldbeutel aus, da die Fahrpreise erhöht wurden. Für viele stellt sich die Frage, warum nach den Fahrpreiserhöhungen der letzten Jahre die MVG nun schon wieder mehr Geld benötigt. Es ist offensichtlich, dass das Geld nur für mehr Kameraüberwachung,  neuere und schickere U-Bahnen, Trams, Busse und Haltestellen, digitalen Anzeigetafeln und Touch-Pad-Ticketautomaten, mehr Kontrolleure und U-Bahnwachen, Reinigungsarbeiten und MVG-Werbung investiert wird. All das soll dazu beitragen, dass München auch im U-Bahnschacht schick präsentiert wird und Leute, die nicht in dieses schicke Stadtbild passen oder sich die Preise nicht leisten können, aus der Stadt und dem Nahverkehrssystem verdrängt werden (evtl. auch abgeschoben werden, denn gerade Menschen ohne Pass oder Arbeitserlaubnis fehlt oft das Geld).  Dadurch wird Menschen Mobilität verweigert und somit der Lebens- und Handlungsraum auf einen Bruchteil der Stadt begrenzt. Um das durchzusetzen, werden Kontrollen verschärft und finden immer weiträumiger und öfter statt, während gleichzeitig immer mehr U-Bahnwachen und Bullen für “unsere Sicherheit” sorgen sollen. Wir müssen uns ständig von diesen uniformierten Autoritäten begutachten und kontrollieren lassen und wenn mensch nicht in die Kategorie eines zahlenden, deutschen Fahrgastes, der die Klappe hält und keinen Unfug macht passt, werden wir bestraft. Sei es eine Bestrafung und Erniedrigung in Form einer Durchsuchung, bei der mensch nicht selten die Hose runterlassen muss, einer Rechnung von 40 Euro, oder, bei wiederholter “Auffälligkeit”, auch gerne eine Anzeige, sprich Sozialstunden, eine richtig dicke Rechnung oder ein Knastaufenthalt. Aber es ist nicht unsere Sicherheit, die die ganzen Ordnungskräfte schützen, sondern die Sicherheit eines autoritären (Nahverkehrs-)Systems, das auf Hierarchien und Überwachung basiert und all jene ausschließt und bestraft, die nicht den vorgefertigten Regeln und Verhaltensmustern folgen.
Doch bei Autoritäten sehen wir rot!
Wir sehen nicht ein, warum wir für ein Ticket zahlen sollen, wenn uns doch all die Autoritäten und Kontrollen so ankotzen!
Wir sehen nicht ein, warum wir für unsere eigene Unterdrückung, auferlegten Zwänge und den Ausschluss anderer zahlen sollen!
Wir fahren schwarz!
Auf, dass immer mehr Kontrollen zu unkontrollierten Momenten werden, sich immer mehr Menschen zur Wehr setzen, schwarz fahren und die Beherrschung verlieren! Denn Schweigen heißt Zustimmung!
Seid solidarisch mit Menschen die kein Ticket gekauft haben oder es nicht können, macht andere Leute auf Kontrolleure aufmerksam und zögert die Kontrollen so lang wie möglich hinaus!
Stört wo immer auch möglich, zeigt den Kontrolleuren und U-Bahnwachen was ihr von ihnen haltet, nervt wo immer ihr könnt und schließt nicht einfach die Augen!
Es wird höchste Zeit sich zu widersetzen, denn vielleicht ist schon bald der Ausbau der Überwachung (und die Erhöhung der Bußgelder) soweit vorangeschritten, dass es nicht mehr möglich ist, Kontrollen zu umgehen.
Wir haben keine Zeit zu verlieren!

P.S.: Wenn du jetzt sagst, dass dich die ganze Überwachung nicht stört, da du ja nichts zu verbergen hast, heißt das nichts anderes als zu akzeptieren komplett von anderen gelenkt und kontrolliert zu werden. Aber wurde dir somit nicht bereits deine Individualität und Selbstbestimmung deines Lebens entrissen?