Die Privatisierung der Sicherheit

Ein neuer attraktiver Berufszweig scheint sich etablieren zu wollen: Der des „Securites“. Die neue Vorhut im Kampf um mehr „Sicherheit“ auf den Straßen bietet Platz für jeden Otto, der sich schon immer nach ein bisschen Autorität und Uniform, nach Herum-glotzen und Verpetzen, nach Befehlsketten und Soldatentum gesehnt hat.

Mehr Sicherheit!“

Von was spricht der Bürger, wenn er nach mehr Sicherheit verlangt? Von Verhältnissen, die weniger gewaltvoll sind?

Im Gegenteil: Er verlangt nach mehr bewaffneten Schlägertruppen, nach mehr Uniformen und Kameras, nach härteren Strafen und zusätzlichen Paragraphen, nach mehr Gewaltbereiten, die Tag und Nacht ausziehen um seine Freiheit zu schützen, so viele Waren anzuhäufen, wie es ihm möglich ist und so viel Eigentum zu besitzen, wie er nur kann. Er verlangt nach der gewaltvollen Gewährleistung seiner an seine soziale und ökonomische Stellung gebundenen Macht und seiner Privilegien und somit auch nach der Sicherheit vor Enteignungen, Sabotagen und Radau.

Die neuen Sklaventreiber

Einst entsprang sein angehäufter Reichtum einigen wenigen großen Produktionsstätten und Fabriken, die leicht von den mit dem Gewaltmonopol ausgestatteten Polizisten beschützt werden konnten – umso fataler, wenn sie dennoch nicht von Tumult und Gesetzesbruch verschont wurden. Heutzutage hat der kleinbürgerliche Unternehmer eine weitaus größere Fülle an Möglichkeiten seine leistungsorientierte Arbeitswilligkeit zu Geld zu verwandeln und mit geschickten Anlagen, einer Prise „Individualität“ und „Kreativität“ – die in Wahrheit Gespür für Massentauglichkeit und hippe Trends sind – sein eigenes Glück zu schustern. Fortan muss er kein in den Allerwertesten des Bosses kriechender Sklave mehr sein, sondern kann seine tagtägliche Aufopferung für die Arbeit nun auf freiwilliger und selbstverwalteter Eigenversklavung oder vielleicht sogar der Ausbeutung Anderer basieren. Umso mehr Bürger nun aber ihre eigene kapitalistische Geldquelle ihr eigen nennen dürfen, desto mehr sich die Büros und Firmensitze von Klein- und Großunternehmen auf den Straßen der Stadt verteilen, desto mehr Einfamilienhäuser und Villen der Hort von kleinen und großen Vermögen werden und desto größer die Schere zwischen Arm und Reich wird, desto mehr steigt das Sicherheitsbedürfnis eben jener geldigen Bürger. Nicht zu vergessen der sich stetig räumlich ausbreitende Verwaltungs- und Finanzsektor, all die aufblühenden Versicherungskomplexe und sich vermehrenden Departments staatlicher Institutionen und nicht zuletzt die etlichen Flüchtlingslager in denen Tausende Menschen gesperrt werden, deren (zumeist unfreiwilligen) Bewohner wohl noch nie so viel angehäuften Reichtum um sich herum erblickten – all das bezieht seine Existenzberechtigung aus dem Verwalten und Optimieren der organisierten kapitalistischen Konkurrenz und alle sind entweder von Enteignungen und Vandalismus gefährdet, oder womöglich explodierende Pulver-Fässer der sozialen Ungerechtigkeit.

Die neuen Sicherheit

Ab einem gewissen Punkt kann das staatliche Gewaltmonopol nicht mehr die Überwachung und Sicherung all dieser überall im urbanen Raum verteilten neuralgischen Punkte garantieren und irgendwann wird der Schrei nach Sicherheit so groß, dass sich der Staat Unterstützung dazu holt. So gründen sich Privatunternehmen, die eigentlich polizeiliche und staatliche Drecksarbeit übernehmen, auch wenn sie nicht über so viele Befugnisse verfügen. Es kommt nicht selten vor, dass dies unter dem Mantel des Facility Service vor sich geht und die Firmen auch allerlei andere Dienstleistungen übernehmen – aber eben auch jegliche Sicherheitsdienste. Meist geht es dabei nur um die Kunst der Anwesenheit von Gewaltbereiten und die Überwachung von Objekten – präventive Vorbeugung von Verbrechen also. Hinzu kommen eine Menge Unternehmen, die Sicherheitstechnologie nicht nur für den staatlichen Gebrauch und Kriegseinsätze entwickeln, sonder die kleine Überwachungskamera, die filmende Drohne oder die Mini-Wanze auch für den Nachbar von nebenan erschwinglich machen. Diese Entwicklung ist nicht etwa eine Verlagerung des Gewaltmonopols hinweg aus den Händen des Staates, sondern viel eher eine von ihm finanziell, ideologisch und strategisch geförderte Dezentrali

Die neuen Feinde

Doch welche Rolle nehmen die Securities an sich in dieser Entwicklung an?

Oft aus ärmlichen sozialen Schichten stammend, die vom unternehmerischen Glück des Security-Auftraggebers zumeist ausgeschlossen sind und die harte Realität der Konkurrenz um jeden Arbeitsplatz und den skeptischen Blick des patrouillierenden Bullens kennen, öffnet sich für den Security eine neue Aufgabe und Sicht auf die Dinge. Ihm wird nicht mehr der Zutritt zu den Stätten und Produktionen des Wohlstands verwehrt, nein, er fühlt sich als Beteiligter oder gar als Verantwortlicher für die Sicherheit des ihm fremden Kapitals. Für dieses opfert er sich auf und nicht für den Kampf gegen den Chef und die Entwürdigung der Arbeitswelt. Mit einem Mal hat er eine integrale Aufgabe in einer Welt, auf deren Pforten soeben noch „Zutritt Verboten“ stand. Er hat seine Identität als Ausgebeuteter verloren und kommt in den Genuss von ein klein bisschen Autorität, die er durch das stolze Tragen seiner Uniform und die verächtlichen Blicke auf die in der Arbeitswelt weniger Erfolgreichen und die im Ernstfall blitzschnell ausgeführten Befehle auszukosten weiß. Der Beruf bedarf keiner umständlichen Qualifikation, sondern vor allem Ausführungsgeschwindigkeit. Die Sinne sind für mögliche Gefahren geschärft und wie im Nu ist die 110 gewählt. Das Auge muss schneller sein als der Kopf, die Entscheidung klar und schnell: Wenige Möglichkeiten, wenig Raum zum Überlegen, höchste Disziplin.

Selbstbestimmung, adé!

Automatisierter Roboter, juhu!

Securities sind die Wachhunde des Kapitals und die Helfershelfer der Justiz… behandelt sie dementsprechend!

Einige Verantwortliche Firmen:

Sicherheitsdienstleister: Securitas, Ehrl Security, WWD, Gegenbauer, Kötter (u.a. diverse (Sicherheits-)Dienstleistungen in Knästen), WISAG (u.a. militärischer Objektschutz), Dussmann (u.a. Catering für Scheiß-Fraß an Flüchtlingslager), VDH (u.a. Sicherheits-Dientsleistunegn in Flüchtlingslagern und für strafrechtliche Observationen),

Überwachungs- und Sicherheitstechnlogie: Telekom, Bosch, Siemens.