Unruheherd

Auf die Straße gegen die Ausgangssperre

Sprühen

Schon seitdem sich abzeichnete, dass es auch hier Ausgangssperren – oder wie es im Neusprech heißt: „Ausgangsbeschränkungen“ – geben würde, lässt sich im gesamten Stadtgebiet Widerstand dagegen wahrnehmen. Die Polizei spricht von einer Graffiti-Serie. Einige Beispiele: „Der schlimmste Virus ist blinder Gehorsam“, „Wem einmal ins Hirn geschissen wurde, dem hilft kein Klopapier der Welt mehr.“, „Die wirkliche weltweite Krise ist das alltägliche Elend, das den Kapitalismus ausmacht!“, …

Brüllen

Außerdem wurden seit Ende März in verschiedenen Stadtteilen Münchens mehrmals wilde Züge RadfahrerInnen gesichtet, die sich nicht an die staatlichen Vorgaben zur Isolation und Kontrolle hielten. Die bunten Horden durchbrachen die kollektive Schweigsamkeit mit Musik und lautem Rumgegröle und provozierten allerhand Reaktionen. Spuren wurden in Form von Flugzetteln hinterlassen mit Sprüchen gegen die Ausgangsbeschränkungen, den Staat und die Autoritäten, wie „Der Staat probiert gerade wie weit er gehen kann. Tun wir dasselbe“, „Unser Zuhause ist die Rebellion“ oder „Jeder Kuss ein Verbrechen, jede Umarmung eine Verschwörung“.

Zerstören

Was ist naheliegender als die Wut auf diese beschissenen Verhältnisse an Dingen heraus zu lassen, die sich nicht wehren können: Sachbeschädigung und Vandalismus – schon seit jeher treue Begleiter aller Revoltierenden!

Anfang April fackelten Unbekannte zwei E-Scooter im Stadtteil Freimann ab. Kurz darauf brannte ein weiterer am Rand des Englischen Gartens. Außerdem wurden diverse Abfallbehälter (Aubing, Lochhausen, Neuaubing, Pasing, Westend,…) und Zeitungsständer (Aubing, Hasenbergl, …) in Brand gesteckt– die wohl klarste Antwort auf die Panikmache der Medien.

Auch Autos sind schon lange beliebte Ziele – vor allem jetzt, nachdem wir einmal erlebt haben wie gut es sich ohne diese Massen an Luftverschmutzern auf den Straßen lebt. Noch besser wenn es die Richtigen trifft! So wie Anfang April, als die Reifen von acht Lieferwägen zerstochen wurden, die Waren für Amazon ausliefern. Oder am 13. April, als alle Reifen von einem Vonovia Transporter zerstochen wurden.

Angriffe auf die Gitterstäbe des technologischen Käfigs

In den letzten Wochen ist es endgültig klar geworden: Die Gitterstäbe unserer Home-Gefängniszelle bestehen aus Glasfaserkabeln, Funktürmen, Smartphones, dem Internet, etc… Ohne sie wäre es zum Einen nie möglich gewesen solch einen Diskurs allen aufzuerlegen und zum Anderen hätten die Menschen sich wohl ohne die Betäubung durch unzählige bunte Displays nie solange einsperren lassen. Jetzt ist offensichtlich, was für ein Bild der „grüne“ Tech-Kapitalismus vom Leben hat: Alle isoliert zu Hause, alle Kommunikation findet nur noch vermittelt über Geräte statt, komplett erfasst, überwacht und kontrolliert. Eigentlich logisch, dass es scheinbar Personen gibt, die ausprobieren wollen, wie man diese Gitterstäbe durchschneiden kann. In den letzten Monaten gab es verschiedene Sabotageaktionen an der technologischen Infrastruktur.

Kabelbrände

Am 17.04. kam es in Allach und Johanneskirchen zu Brandstiftungenan entlang der Gleise verlegten Kabeln. Wie zu lesen war, waren „an den betreffenden Orten nicht nur Signalkabel, sondern wie sehr oft auch Glasfaserkabel verlegt. Diese Kabel befinden sich meist direkt unter Betonplatten entlang der Gleise, wobei die Glasfaserkabel mit Wellenlinien markiert sind. Durch die Brandanschläge wurden bei der Deutschen Bahn über mehrere Tage Verzögerungen verursacht, da diese ihre Züge umleiten musste. Die Folgen der Schäden an den Glasfaserkabeln sind unbekannt, da diese von den Medien verschwiegen werden.“

Ein anderer Kabelbrand ereignete sich im Dezember. In einem Schreiben sagen die TäterInnen, dass sie „zwei Hauptkabel von Vodafone und den Stadtwerken München an zwei Isarbrücken in München mit Feuer lahmgelegt [haben]. Die Kabel versorgen neben Großbetrieben wie BMW das Heizkraftwerk Nord der Münchner Stadtwerke. Ziel war, einen möglichst hohen Sachschaden anzurichten, um die herrschende Klimapolitik praktisch anzugreifen. […] Wir können nicht genau abschätzen, wie umfangreich die Störungen durch unsere kleinen Brände gewesen sind. In den spärlichen Zeitungsmeldungen wurde von tagelangen Reparaturarbeiten und einen Sachschaden von wenigstens 100.000 Euro gesprochen. Kohleausstieg ist Handarbeit. Kapitalismus abschaffen. Den Klimakillern den Saft abdrehen. Feurige Grüße an die 3 von der Parkbank!“

Mobilfunkmasten

Inzwischen hat es sich zu einer weltweiten Dynamik entwickelt: das Abfackeln von Mobilfunkmasten. Auch wenn die Zuwachsraten noch nicht exponentiell sind, so ist es doch beeindruckend, wie schnell und weit sich solch eine Praxis verbreiten kann. Bestätigte Fälle der letzten Wochen: England (77 Fälle), Niederlande (mehr als 20), Frankreich (mind. 12), etc…

Auch hier wurde in den letzten Monaten fleißig gezündelt. Am 19. Februar wurde im Perlacher Forst ein Funkmast und zwei Trafoschaltschränke mittels eines Brandsatzes in Brand gesetzt. Weil ein vorbei fahrender Autofahrer den Brand bemerkte, konnte die Feuerwehr das Feuer leider rechtzeitig löschen bevor es auf den Funkmast übergriff. Dennoch entstand ein Schaden in Höhe von mehreren tausend Euro. Und am 20. November brannte in der Landsberger Straße ebenfalls ein Sendemast ab. Die Flammen griffen auf den ganzen Turm über und die Kabel brannten bis in die Höhe von 40 Metern.

Unruhe

Hier einige weitere Akte des Ungehorsams… 4. März: Der Eingangsbereich zur EU-Regionalvertretung mit Farbe beschmiert. Als Grund für den Angriff wird unter anderem die Rolle der EU bei der Abschottung Europas genannt. Februar: Reifen von sieben Firmenfahrzeugen aufgeschlitzt, allesamt beteiligt an der Aufwertung oder Überwachung der Stadt. Außerdem das Privatauto eines Polizisten in Schwabing geplättet. Am 24.12.wurde das AfD-Büro in Ottobrunn angegriffen. Ende Dezember das Türschloss eines Immobilienbüros in der Nordendstraße verklebt. Am 16.12. brannte ein Radlader in einer Kiesgrube in Johanneskirchen ab, nachdem er vorsätzlich in Brand gesteckt worden war. 13.12.: In Bogenhausen werden zwei Luxus-Karossen abgefackelt, Schaden rund 300.000 Euro. Ende November die Scheiben eines Neubauprojekts in Untergiesing eingeworfen. Einige Tage zuvor die Reifen von verschiedenen Immobilienunternehmen zerstochen. In Solidarität mit der Revolte in Chile werden einige Fahrkartenautomaten in München angezündet und das chilenische Konsulat mit Farbe verunstaltet.