Münchner G’schichten

Der elektrische Widerstand und der Fahrkartenautomat, eine gemeinsame Idee!
Wer ist nicht schon auf die Idee gekommen mit einem platt gestampften Kronkorken oder fremder Währung einen Fahrkartenautomaten zu hintergehen und sich um den Preis zu drücken oder dies zumindest zu wollen. Bei einem solchen Versuch, sei es weil das nötige Kleingeld dafür fehlt, einen Spaß zu versuchen, aus Langeweile oder aus der Lust eine nette Entdeckung zu machen, die auch noch nützlich wäre, ist wohl ein Stückchen versteckte Hoffnung die treibende Motivation. Wir alle benötigen die Transportwege, um unseren eng gesteckten Terminplan einzuhalten, der nichts weiter tut als unsere immer steigende Passivität zu verwalten. Wir alle sind also auch den Preisen und seinen Erhöhungen ausgesetzt, sowie den nervigen Kontrollen, bestimmt eine Menge Leute auch der Angst beim Schwarzfahren erwischt zu werden, dem Stress in den vollgestopften Bahnen und dauernden Verspätungen. Wahrscheinlich ist die Mehrheit auch genervt von dem Verlust des Geldes das man auch woanders zu gut benötigen könnte, oder sieht es überhaupt nicht ein wieso wir überhaupt dafür zahlen sollten, weil die größte Nutzung der Transportwege dafür drauf geht, das zu erfüllen, was von uns erwartet wird oder wozu wir gezwungen werden. Somit gibt es allerlei Motivationen die zur Hoffnung führen mit einem Kronkorken bezahlen zu können.

Doch auf die Art und Weise funktioniert das nicht, deswegen steigen wir lieber auf Alternativen um, wie keine Karte zu haben, vorsichtig zu fahren und sich Stress auszusetzen, vor allem auch Mitmenschen die peinlich sorgfälltig und gewissenhaft bei einer Kontrolle ihr Ticket bereits gezückt haben und somit wenig Zeit besteht noch irgendwie davon zu kommen. Oder einfach wenn möglich Fahrrad zu fahren und es in nötigen Situationen drauf ankommen zu lassen. Es gibt mehrere nette Versuche sich das Schwarzfahren zu vereinfachen, wie eine selbstorganisierte Schwarzfahrversicherung, die aus dem monatlichen Beiträgen für die Buße aufkommt. Ein wahrscheinlich immer noch billigeres System und vor allem auch ein Weg die Wirkungen abzuschwächen. Oder der über das Internet funktionierende MVV-Blitzer, der immer über die neusten Kontrollen informiert. Jeder, der eine Kontrolle wahrnimmt oder sogar am eigenen Leib erfährt, kann mitteilen wo, wann und wer gerade nach „blinden Passagieren“ sucht um so die Möglichkeit zu schaffen ein Erwischt-werden zu verhindern. Nette Versuche, mit der Situation die uns stört oder in die wir gezwungen wurden, umzugehen, doch über Selbsthilfe hinaus zu einer aktiven Infragestellung des Ganzen gelangen sie nicht.

Die Technologie ist soweit fortgeschritten und komplex das sie anfällig für einfache und minimale Störungen wird. Und diese kleinen Unterbrechungen können bei dem Entwicklungsstand und der Verstrickung der Technolgie in die Welt und ihrer Abhängigkeit von ihr, denn Technolgie ist für das Funktionieren nicht mehr wegzudenken, enorme Auswirkungen haben: vergangenen Herbst kam es in Steinhausen an einem Schaltwerk zu einer Störung, was sich über Stunden auf den S-Bahnverkehr, in Form von Verspätungen, Ausfällen Verkehrschaos auswirkte. Im November brannte es in einem Elektrohäuschen, was einen Stromausfall über große Teile Münchens nach sich zog.
So komplex und verstrickt die Technologie mit dieser Welt ist, ist das Voraussehen von Konsequenzen auf unser Leben beinahe unmöglich, einzig Spekulationen können erahnen lassen welch einer Gefahr wir ausgesetzt sind.

Einen Bierdeckel oder ähnliches einzuwerfen, könnte einen Schaden an der Maschine bedeuten, somit eine Unterbrechung die behoben werden muss und in dieser Zeit ein Kauf unmöglich wird. Genauso wie Kleber oder Bauschaum in Ritzen den Betrieb aufhalten und Schaden anrichten würde. Ein kleines Feuer in der Ticketausgabe kann diese Maschine komplett zerstören, direkt angreifen und als Sabotageaktion den Nahverkehr und seine Mechanismen in Frage stellen.

Wieso der Bierdeckeltrick nicht funktionieren kann, ist simpel. Denn die Maschine misst nicht Gewicht oder Größe von den einzelnen Münzen, sondern den elektrischen Widerstand des Materials und erkennt somit den Wert des eingeworfenen Geldes. Aufgrund der leichten Anfälligkeit und somit aus Sicherheit wird nun nicht mehr direkt am Einwurf gemessen, sondern sehr viel weiter im Inneren der Maschine. Was eine sogar einfache Methode einer herbeigeführten elektrischen Störung an dem Messgerät verunmöglicht.

Nun die G’schichte…
Am … rief ein Taxifahrer die Polizei um zwei Jugendliche zu verraten, die sich an einem Fahrkartenautomaten zu schaffen machten (an den Anrufenden: Du blödes Arschloch! Für was hältst du dich in andere Leben einzumischen und mit den Scheißbullen zu kooperieren?!). Als die beiden die nahenden Bullen bemerkten flüchteten sie durch den frisch gefallenen Schnee und wurden wenig später mit der gezogenen Knarre festgenommen. Bei ihnen wurden 3 volle Einkaufstüten mit frisch gedruckten Fahrkarten gefunden. Sie landeten erstmal ein paar Tage im Knast. Gegenüber der Staatsmacht verweigerten sie die Aussage, bzw. sagten lediglich, dass sie sich eine Fahrkarte hätten kaufen wollen doch der Automat total verrückt spielte, anfing Töne zu machen und nicht mehr aufhörte Tickets auszuspucken.
Im Prozess konnte die Vermutung nicht nachgewiesen werden, weil sie zu ihrer Story hielten und nicht weiter kooperierten. Von der Staatsanwaltschaft wurden Sachbearbeiter hinzugezogen, die nach längerer Untersuchung versuchten zu erklären, dass man die Widerstandsmesser recht einfach hätte manipulieren können und somit bezweckt hätte, was den beiden passierte. Allerdings fanden die Bullen keinerlei Spuren am Automat noch ein Gerät mit dem man das hätte machen können. Waren sie wohl schneller ihre Sachen los zu werden. Beide wurden frei gesprochen.

Idee, Plan, Aktion…
Sein Leben selbst in die Hand nehmen. Entgegen jeder Erwartung, Hoffnung, Regel und Werten. Sich in Anbetracht einer Situation, die man nicht erträgt und dulden kann, sich für einen Weg zu entscheiden und das anzugreifen was einen beherrscht. Also selbstbestimmt sich für Mittel zu entscheiden, die angesichts der eigenen Situation für angebracht empfunden werden. Und sich davon ausgehend, etwas ändern zu wollen, mit jemandem zusammen zu tun, mit dem man nicht zwangsläufig die Motivation teilt, sondern vor allem das Angriffsziel. Gemeinsam eine Idee zu spinnen und einen nachfolgenden Plan zu entwickeln, wie man die Idee verwirklichen kann. Diesen gemeinsamen Plan gemeinsam in die Tat umzusetzen ist ein unbeschreibliches Gefühl, ein Gefühl das Leben in vollen Zügen zu spüren, vollständig verantwortlich und selbstbestimmt mit seinen Träumen und Gedanken in Aktion zu treten. Ein Gefühl das nicht entstehen kann, wenn man die Rahmenbedingungen für unsere Existenz einhält.
Keine Macht kann herrschen ohne die freiwillige Knechtschaft derer, die sie ertragen!!!