Das ist ein Aufruf zur Revolte!

Einige Menschen, denen vorgeworfen wird, die „Fernweh“ vor einiger Zeit in München verteilt zu haben, wird immer noch der Prozess gemacht. Uns interessieren die Paragrafen der Richter, ihre Bürokratie und ihre lächerlichen Zeremonien der Machtinszenierung nicht. Was uns interessiert ist die Revolte gegen ihre Welt der Autorität, gegen ihren göttlichen Staat, ihr geheiligtes Eigentum und die Grenzen, die sie unserem Leben von Geburt an auferlegen. Die Worte, die angeblich Auslöser für die Anzeigen waren, richten sich gegen Bullen und gegen Faschisten. Doch was wirklich auf der Anklagebank sitzt, ist eine Idee: Die Idee, dass wir weder mit Politikern noch Richtern sprechen müssen, um etwas zu verändern. Schenken wir unsere Aufmerksamkeit lieber unseren Nächsten, unseren Freunden und Komplizen, und tun uns mit diesen zusammen. Um in Würde zu leben und zu revoltieren, bedarf es keiner Organisationen und keiner Führer. Wir brauchen keine Ideologie oder Politik – die Revolte ist anti-politisch. Die Fernweh transportiert die Idee, dass wir in jeder Sekunde unseres Lebens, die Gelegenheit beim Schopfe packen können, um alles auf den Kopf zu stellen – und diese Idee ist nichts abstraktes. Sie spiegelt sich permanent in den Taten unterschiedlichster Menschen wieder, die beschließen ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Sie spiegelt sich in den Konflikten dieser Gesellschaft wieder, und ist somit eine Idee, die wir teilen können, die sich verbreiten kann, die von jedem und jeder innerhalb des sozialen Krieges aufgegriffen werden kann. Und innerhalb dieses sozialen Krieges – dem Krieg zwischen den Kollaborateuren dieses Systems, und jenen, denen nichts an seiner Aufrechterhaltung gelegen ist – entfaltet sich diese Idee, die Idee einer Revolte ohne Politik und Verhandlungen, als ein Vorschlag: Als Vorschlag sich mit seinen Gefährten und Geliebten gegen diese betäubende Welt der Erniedrigung und Unterwerfung zusammenzutun und zu verschwören. Um ihre Welt und ihre Zwänge zurückzuweisen und eine Praxis der verstreuten, anonymen Sabotage zu entwickeln, welche die Kluft und Konfrontation zwischen zwei kollidierenden Welten deutlich macht. Die Kollision zweier Welten, in der du dich entweder einem vorgezeichneten Lebensentwurf unterwirfst (und dich dabei selbst feierst, weil du dabei auch ganz schön cool aussiehst) oder etwas ganz anderes wagst: Den Versuch durch direktes Handeln die Institutionen der Macht innerhalb deines Lebens direkt anzugreifen; nach deinen eigenen Bedürfnissen zu leben und diese mit deinen Mitstreitern zu erfüllen; und all jenen, die dich nur ausbeuten, ausnutzen und verarschen wollen mit Ignoranz, Spott und in angriffslustigen Konflikt begegnest.

In dem noch laufenden Gerichtsprozess geht es nicht darum, wie die einzelnen Formulierungen sich nun interpretieren lassen. Er soll diejenigen, die gewillt sind einen solchen Vorschlag, der sich offen und ehrlich für ein Leben der Revolte, der Freiheit und Eigenwilligkeit ausspricht, vor eine Wahl stellen: Entweder schweigt ihr in Zukunft, oder ihr organisiert euch weiterhin – illegal – und steht so mit einem Bein in der Klandestinität und mit dem anderen immerzu im Knast. Die Autoritäten sehen die Gefährlichkeit, die der Fernweh offenbar zu Grunde liegt, nicht in einzelnen Beleidigungen, die sich an Beamte und Faschos richten, sondern in der möglichen Verbreitung einer offensiven Konflikthaltung gegen den Staat. Denn dem Staat kann keine einzelne, isolierte Gruppierung gefährlich werden. Nur wenn der Vorschlag, den unter anderem die Fernweh immer und immer wieder unterbreitet – den Vorschlag an jeden, zu revoltieren – sich verbreitet und sich in unterschiedlichsten Formen entfaltet, wird die Welt der Autorität in Frage gestellt. Nur wenn unterschiedliche Menschen auf unterschiedlichste Art aus dem Gedankenkonstrukt dieser Welt der Autoritäten ausbrechen, sie an allen Ecken und Enden in Brand stecken und ihre eigene Welt des freien Lebens und Liebens gestalten, können wir sie zum Einsturz bringen. Auch wenn der Staat mit seinen Säbeln rasselt und Gesetze schmiedet, die wie Damokles-Schwerter über all jenen schweben, die innerhalb dieser Gesellschaft als unproduktiv, ausgeschlossen und gesetzlos gelten; auch wenn die Uniformen der Bullen und Soldaten immer mehr Schutz und Befugnisse bekommen und wenn der Staat jedes Wort, dass sich für die Revolte und Freiheit ausspricht, drakonisch bestraft; wird im Umkehrschluss ein Leben in Selbstversklavung und Unterdrückung niemals notwendiger und intelligenter werden. Denn wenn es ein Verbrechen ist, die Notwendigkeit der Revolte und den Willen nach einem Leben in Freiheit zu betonen und heraus zu schreien, ist Schweigen das Dümmste, was man tun kann. In diesem Sinne: Lasst uns die Revolte gegen die Welt der Autorität und ihre Bullen und Faschisten verbreiten!